19 Dec '24, 07:30 PM |
Sargfabrik
Goldschlagstraße 169, 1140 Wien, Österreich |
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„Sofern das menschliche Leben als forschendes der Zeit selbst nachgeht, um zu erkunden, was sie sei, sieht es sich auf die »Seele« und den »Geist« verwiesen. Das Fragen bleibt dabei stehen, ob diese am Ende »die Zeit« seien.“ (Martin Heidegger: Der Begriff der Zeit)
In ihrem neuen Programm Idylle dramatique gehen Eva Reiter und Tom Pauwels den vielfältigen Betrachtungsmöglichkeiten eines spezifisch musikalischen Zeitverständnisses nach. Dabei wird Zeit sowohl als Raum aufgefasst, in den sich musikalische Ereignisse einschreiben lassen, als auch als historische Linien, mit denen musikgeschichtlichen Strukturen verwoben sind. Im Zentrum des Programmes stehen einige ausgewählte Werke des französischen Komponisten Marin Marais (1656-1728) und Burkhard Stangl (*1960).
Marais war eine charakteristische Künstlerpersönlichkeit seiner Zeit, der sich als Hofkomponist stets vom Geschmack seiner Epoche, dem bon gout inspirieren ließ. In Versailles wurde seine Oper Idylle dramatique mit großem Erfolg zur Aufführung. Die Musik ist leider verschollen.
Burkhard Stangl, selbst Gitarrist, Komponist und Improvisator im Feld der experimentellen, elektronischen und neuen Musik, schafft nun dreieinhalb Jahrhunderte später mit seiner Version einer Idylle dramatique einen luziden, feinsinnigen Kommentar zur Musik Marin Marais’. Hier wird Zeit nicht nur geschichtlich perforiert und zum Stillstand gebracht, sondern sie spielt vermutlich auch keine entscheidende Rolle mehr. Was passiert, wenn die Zeit still steht? Oder anders gefragt: Was lässt sich alles denken, wenn die Zeit keine Rolle mehr spielt?
Eva Reiter - Viola da Gamba, Tom Pauwels - E-Gitarre
https://www.ictus.be/pauwels
https://stangl.klingt.org/