basiert auf senecas «thyestes» in der übersetzung von durs grünbein: zwei brüder ringen um macht. inszenierter kannibalismus als demonstration (politischer) überlegenheit und verwegenheit von atreus, der seinen bruder thyestes unwissend die eigenen kinder verschlingen lässt. eine geschichte der wiederkehrenden produktion von rache, die einen zyklus von gewalt fortführt, dessen größte zärtlichkeit das verdauen der eigenen kinder ist. eine berührung im inneren. ein einverleiben und sprachliches ausstoßen von (gedanklich) verdautem.
im verhandeln von vergangenem und zukünftigem berührt der antike theatertext die gegenwart und befragt ihre textur. die gewalt und sprachgewalt im narrativ des antiken mythos wird transformiert in imaginationsfiguren patriarchaler gewalt. das fleisch seiner erzählung ist der humus kapitaler gewalten, der einen kreislauf des wettbewerbs und der produktion von rache auslöst, da territorium, macht, eigentum und (familiäre) solidaritäten auf dem spiel stehen.
die «grundrisse der kritik der politischen ökonomie» von karl marx dienen im fragment als kommentartext und bringen diesen kreislauf der gewalten in ein verhältnis von konsumtion und produktion - der zirkulation von menschen, macht, waren, kapital und geschichte.
in der inszenierung von claudia bosse sind die 5 akteure tantalus, furie, atreus, thyestes und bote zugleich der chor und verhandeln den sich stetig überbietenden rachedurst:
«der mund, der das eigene fleisch schluckt, stößt wörter aus, die auf andere körper treffen, beschreibt ihre zerlegung, beschwört vergangenheit und zukunft und formt gemeinschaft.»
claudia bosse
konzept, raum, regie: claudia bosse
von/mit: elisabeth lilly prohaska (tantalus+chor), rotraud kern (furie+chor), nic lloyd (thyestes+chor), mun wai lee (atreus+chor), alexandra sommerfeld (bote+chor), juri zanger
leitung jugendchor: constance cauers (junges volkstheater)
sound: günther auer
produktionsleitung: alexander matthias kosnopfl
technische leitung: marco tölzer
critical witness: reinhold görling
regieassistenz: dagmar tröstler
intern: len-henrik busch, ella felber
presse: barbara pluch
kommunikation: oliver maus, michael franz woels
Foto-, Ton- und Videoaufnahmen sind nicht gestattet, Altersbeschränkung ab 16!
eine produktion von theatercombinat, in koproduktion mit fft düsseldorf, gefördert von wien kultur.
kooperation mit junges volkstheater und am kempelenpark
aufführungsrechte: suhrkamp verlag berlin