Die 80-jährige Jazz-Legende David Friedman ist einer der einflussreichsten Vibraphonisten in der Geschichte des Instruments. "Thursday" ist nicht nur die erste Veröffentlichung von Friedmans neuem Generations Trio, sondern auch die allererste Veröffentlichung seines neuen Labels Malletmuse Records. Das Generations Trio bietet ein musikalisches Beispiel für intuitive Kommunikation und intensive Interaktion, was zu einem hörbaren Prozess der Musikschöpfung führt, der direkt das Publikum anspricht. Diese drei Generationen, mit dem Shootingstar Tilo Weber am Schlagzeug, dem gefragten Sideman Oliver Potratz am Bass und dem pensionierten Jazz-Professor David Friedman am Vibraphon, entwickeln einen erstaunlich orchestralen Band-Sound, der frisch und cool ist und gleichzeitig fest in der tiefen Tradition des Jazz verwurzelt ist.
Seit 1989 ist David Friedman Professor in Berlin, eine Instanz in Sachen Jazz. Fragt man junge Vibrafonisten, führt ohnehin kein Weg an ihm vorbei. Ob Matthias Goebel, Sonja Huber, Simon Kanzler, Raphael Meinhart, Roland Neffe – für sie alle war Friedman einmal die wichtigste Inspirationsquelle. Matthias Goebel sagt: „David Friedman ist ein Meister. Zu ihm fällt mir vor allem ein: Danke, danke, danke!“ Nun legt der Vibrafon-Meister ein neues Album vor – eben jener David Friedman, der einst mit Horace Silver und Chet Baker spielte, der mit Dave Samuels ein Mallets-Duo hatte und in den Achtzigern wichtige Musikerinnen förderte, eine Jane Ira Bloom oder Geri Allen. Warum seine Band „Generations Trio“ heißt? Friedman ist inzwischen in den Siebzigern, sein Bassist Oliver Potratz ist in den Vierzigern, Schlagzeuger Tilo Weber noch in den Zwanzigern. Entstanden sind die Aufnahmen bereits 2014. Um sie nun endlich unter die Leute zu bringen, gründeten Weber und Friedman zusammen ein eigenes Label. Ja, dieses Album hat es verdient. Hier hört man das Vibrafon genau so, wie es am besten klingt: rhythmisch forciert, intervallbetont, mutwillig bebopverliebt, kristallin-linear, harmonisch verkantet, riskant-kon- struktiv. Das Vibrafon verlangt Mut – und mutige Mitspieler. „Es ist prinzipiell ganz egal, was ich schreibe“, sagt Meister David Friedman über sein Trio. „Die beiden fressen es auf, ganz ohne Angst, Vorbehalte und Abwägungen.“
Hans-Jürgen Schaal (Fidelity, Mai 2018)
David Friedman: vibes
Oliver Potratz: bass
Tilo Weber: drums